18.10.2022
In unserer heutigen, mitunter hektischen Zeit ist Geduld nur noch selten anzutreffen. Alles muss schnell, am besten gleich erledigt werden. Folgt auf unsere WhatsApp oder E-Mail nicht prompt eine Rückmeldung, werden wir im Laufe des Tages ungeduldig und vergewissern uns mehrfach, ob nicht doch das erwünschte und erhoffte Feedback bereits eingetroffen ist. Es fällt uns immer schwerer abzuwarten, auch vielleicht mal zwei bis drei Tage ins Land ziehen zu lassen, ohne dass wir eine Antwort auf unsere Nachricht erhalten.
Unsere Gedanken fangen an, darum zu kreisen: „Warum hat die Freundin noch nicht geantwortet? Ist alles in Ordnung mit ihr? Könnte sie sich über mich geärgert haben? Was könnte der Grund dafür sein, dass sie noch nicht geantwortet hat?“ Je länger wir darüber nachdenken, desto mehr versteigen wir uns in unseren Annahmen. Negative Gefühle, Selbstzweifel, Zweifel an dem Wert unserer Beziehung und Freundschaft treten zu tage. Wir erwarten eine entsprechende Reaktion unseres Gegenübers und wenn diese ausbleibt, sind wir enttäuscht und verärgert. Vielleicht schaffen wir unseren negativen Gefühlen Luft, indem wir schließlich zum Hörer greifen und dem Freund/der Freundin die Meinung sagen oder eine wenig freundliche Nachricht schicken. Es entstehen zwischenmenschliche Spannungen, die sich verhärten oder lösen können, je nachdem wie unser Gesprächspartner darauf reagiert.
Aber muss es denn so weit kommen? Müssen wir diesen negativen Gefühlen in uns selbst eine solche Macht geben? Nein, das müssen wir nicht. Wir tun gut daran, diese Selbstzweifel abzulegen und der Geduld etwas mehr zu Raum geben, vorausgesetzt eine zeitnahe Rückmeldung ist nicht zwingend erforderlich, was in den wenigsten Angelegenheiten der Fall ist.
Wenn wir uns entspannt zurücklehnen, unserem Gegenüber Zeit geben und uns derweil anderen Dingen widmen, haben negative Gedanken keinen Platz. Haben wir nach mehr als drei Tagen noch immer nichts von unserem Freund/Freundin vernommen, ist ein kurzes Telefonat, in dem wir freundlich nachfragen, ein guter Weg, um aufkommenden Stress abzubauen. Anstatt Vorwürfe über die ausgebliebene Antwort zu machen, sollten wir uns erkundigen, wie es dem/der Anderen geht? Häufig erfährt man im sich anschließenden Gespräch, was der Grund für die ausgebliebene Reaktion war, ohne dass der Gesprächspartner sich in einer Rechtfertigungssituation wiederfindet. Auch hier zahlt es sich aus, geduldig zu sein und dem Freund / der Freundin zuzuhören.