22.02.2021

Architektur und Mensch

Interview: Mit HerrN Hans-Peter Gresser DEM
ArchitektEN der Feldkapelle

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Herr Gresser, Sie sind der Architekt der Feldkapelle. Mit welchem Grundgedanken ist der Stifter an Sie herangetreten?

Der Stifter ist an mich mit der goldenen Regel "Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, sollt ebenso auch ihr ihnen tun; denn das ist das Gesetz und die Propheten." herangetreten, der als Leitgedanke für den Bau der Feldkapelle dienen sollte.

Die Feldkapelle soll offen für alle Konfessionen und ein Ort der inneren Ruhe und Einkehr sein. Darüber hinaus war es ihm wichtig, dass sich die Bebauung in die natürliche Umgebung einfügt, denn die Kapelle liegt am Tennelbach und grenzt an Streuobstwiesen und den Wald. Ansonsten hatte ich freie Hand, wobei der Stifter den Prozess selbstverständlich begleitet hat.

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Welche architektonischen Überlegungen liegen Ihrer Konzeption zugrunde und worauf haben Sie Wert gelegt?

Grundgedanke bei der Konzeption der Feldkapelle war, dass wir ein zeitgemäßes christliches Zeichen setzen wollen, das integraler Bestandteil der Anlage sein sollte. Eine Möglichkeit hierfür fanden wir in der Entwicklung der zentralen Skulptur, die das Passionskreuz darstellt. Es ist das Kreuz des Lebens und nicht das vertikale Kreuz des Todes. Man muss das Kreuz durchschreiten und drum herumgehen, um es als solches zu begreifen Die Skulptur wurde aus COR-TEN-Stahl gefertigt, der sich durch eine besondere Langlebigkeit auszeichnet, was wiederum im Kontrast zur „rostartigen“ Patina des Stahls steht, der eine Vergänglichkeit anmuten lässt.

Der Weg unter dem Passionskreuz hindurch ist ein besonderer, denn er ist absichtlich gewunden gestaltet und uneben gepflastert, was den Besucherblick bewusst auf den Weg lenkt, der dann zu dem nach Osten ausgerichteten Glaskubus führt.

Der Glaskubus wurde aus fugenlosem Ornilux-Glas gefertigt, das durch ein spezielles Mikado-Muster Vögel vor dem Zusammenstoß schützt – so wird auch hier der Einklang mit der Natur geschaffen. Im Gegensatz zur Kreuzskulptur, die unmittelbaren Kontakt zum Boden hat, ist der Glaskubus auf einen schwarzen Sockel gesetzt. An der Ostseite sind in der Trockenmauer drei große, handgefertigte Gläser eingelassen. Ihre Farben (blau und rot) symbolisieren den Sonnenaufgang und -untergang oder auch den Anfang und das Ende.

Weiteres zentrales Element ist der Hortus conclusus – der eingefasste Garten, der aus der Vogelperspektive betrachtet, die Grundform von zwei gefalteten Händen bildet, angelehnt an die betenden Hände von Albrecht Dürer. Die Gartenmauer ist aus Moselschiefer mit einem perforierten Betonkern, der durchlässig für Insekten ist und damit wieder dem Grundgedanken der Naturverbundenheit Rechnung trägt.

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Was macht die Feldkapelle in Ihren Augen so besonders?

Es war von vorneherein klar, dass die Feldkapelle kein Häuschen mit einem Kreuz darauf sein soll, sondern stattdessen ein Ort, der Menschen im 21. Jahrhundert anspricht und zum Innehalten und Nachdenken anregen soll. Darüber hinaus integriert die Feldkapelle viele Elemente aus dem fernöstlichen Raum, so auch den japanischen Gedanken des „Wabi Sabi“. Dieser Begriff bezeichnet die Schönheit anspruchsloser und schlichter Dinge oder in Anlehnung an Wilhelm Gundert: Die herbe Schlichtheit offenbart dem Verstehenden alle Reize des Schönen.

Im Fundament der Feldkapelle haben wir Olivenöl, einen Olivenzweig und Erde vom See Genezareth, die ich von einer Israelreise mitgebracht habe, eingelassen. So bauen wir damit auch faktisch eine Brücke zu unseren christlichen Wurzeln.

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Gab es Herausforderungen, die bei diesem Projekt zu bewältigen waren?

In der Tat, die gab es – insbesondere zu Beginn. Denn die Feldkapelle liegt in einem Landschaftsschutzgebiet. Nach 7 Jahren Wartezeit und vielen Gesprächen hat letztlich die gute, politische Fürsprache für die Kapelle 2010 den Ausschlag für die Baugenehmigung seitens des Umweltamtes und des Stadtplanungsamtes gegeben.

Für diesen Zuspruch auf der einen und das Entgegenkommen auf der anderen Seite sind wir heute noch sehr dankbar. Die Bauzeit an sich betrug dann nur noch ein Jahr.

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Welches Feedback haben Sie von Freunden, Besuchern, Kollegen zur Feldkapelle erhalten?

Ich besuche regelmäßig die Feldkapelle, da sie nur wenige Minuten von meinem Büro entfernt ist. Dort treffe ich immer wieder Menschen, die das Angebot der Feldkapelle gerne nutzen und sich wohlfühlen. Darüber hinaus kommen Besuchsanfragen von Vereinen. Tiersegnungen oder auch die Hubertusmesse haben dort schon stattgefunden. Insofern denke ich, dass die Feldkapelle gut von den Menschen angenommen wird und sie den ihr zugedachten Sinn sehr gut erfüllt.

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